Cäcilienchor

von Biergans in Gemeinschaften

Die geschichtliche Entwicklung unseres Cäcilienchores

Will man die Geschichte des Cäcilienchores darstellen, blendet man am besten einmal zurück in die Gründerjahre, in das letzte Viertel des vorigen Jahrhunderts. Es war von mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen gekennzeichnet. Der Napoleonische Krieg von 1813 bis 1815, der Dänische von 1860 bis 1864 und der Feldzug 1870/71 hatten das Land über Jahrzehnte heimgesucht. Diese Zeit der äußeren und inneren Unruhe, auch der Armut und Entbehrungen, ließen für kulturelle Entwicklungen kaum einen Spielraum. Erst nach den Kriegszeiten war das Streben nach Gemeinschaftlichkeit, nach Geselligkeit zu einem als notwendig empfundenen Bedürfnis geworden. So war es fast selbstverständlich, dass auch in Niederzier nach der Schützengesellschaft weitere Vereinsgründungen erfolgten.

Statutenheft  aus dem Jahre 1881

Im Jahre 1881 gründete sich der „Theatralische Verein zu Niederzier 1881“. Das Statutenheft des Vereins trägt den Stempelaufdruck „Jünglings-Verein Niederzier“ und befindet sich im Original in unserem Gemeindearchiv. Dies ist jedoch nicht der erste Nachweis für das Bestehen eines Gesangvereins. Früher war es durchaus üblich, dass vor einem festen Zusammenschluss, eine Gemeinschaft oft schon viel früher bestand. So konnte der Festschrift des Männergesangvereins „Eintracht“ Rödingen aus dem Jahre 1963 entnommen werden, dass Rödinger Sänger schon im Jahre 1876 einen Gesangswettstreit in Niederzier durchführten.

Im Abschnitt II heißte es: Zweck des Vereins – Fortbildung sowie Unterhaltung der Kath. Bürger in der Gemeinde Niederzier zur Anregung und Pflege eines kräftigen, religiösen Sinnes und Lebens. Mittel zu diesem Zweck – Vorträge, Gesang, Lesen passender Schriften, gemeinsame Erheiterung und theatralische Abendunterhaltungen. Der Vorstand bestand aus Heinrich Nießen, Bertram und Wilhelm Viehöver, Johann Engels und Heinrich Werres. Ehrenmitglieder waren Josef Meiers, Johann Mingers und noch weitere 24 Mitglieder. Der Verein verehrte als besondere Schutzpatronin die heilige Cäcilia.

Im Laufe des Jahres 1881 wurde in einer Generalversammlung beschlossen, den Vereinsnamen in „Jünglings- und Männerverein Cäcilia Niederzier“ zu ändern. Einhergehend wurde der Zweck des Vereins in „Einigkeit macht stark“ geändert. Auch die Mittel zu Erreichen dieses Zweckes hießen fortan – Vorträge, Musik- und Gesangspflege und Lesen passender Schriften. Der neue, erste Vorstand setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident: Josef Nepomuk jr. Beisitzer: Franz Schiffer, Fr. Pley,
Vizepräsident: Josef Milz – zugl. Profektor W. Grobusch
Schriftführer: Emil Hoegen – zugl. Bibliothekar Ehrenpräsident: Heinrich Nießen
Kassierer: Johann Engels – zugl. Ordner

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Gründung im Jahre 1881

Der Verein hatte es in den Folgejahren nicht einfach, bestand doch auch noch der „Christlich Soziale Verein zu Niederzier“ mit 51 Mitgliedern und dem damaligen Pfarrer Franz Hubert Hintzen als deren Ehrenpräses. Es muss eine ausgeprägte Rivalität gegeben haben. Und wo zwei sich streiten, gründete sich prompt mit dem „Sängerbund Cäcilia Niederzier“ mit 31 Mitgliedern im Jahre 1898 ein dritter Gesangsverein. Es muss zu jener Zeit eine starke Wanderbewegung der Mitglieder innerhalb dieser drei Vereine gegeben haben. Alle, wenn man den Kirchenchor hinzuzählte, hatten zusammen wohl deutlich über 100 Mitglieder, was für die Größe Niederziers mit damals rund 1.100 Einwohner sehr viel war.

Im Jahre 1906 konnte der „Jünglings- und Männerverein Cäcilia Niederzier“ sein 25jähriges Jubiläum feiern.

Nur ein Jahrzehnt später brach der 1. Weltkrieg aus und das Vereinsleben kam allerorten zum Erliegen. Nach Kriegsende fasste der Verein wieder Fuß und konnte sich neu beleben. Manches Sängerfest im Dürener/Jülicher Land wurde besucht und auch Fahrten in die rheinischen Ausflugsgebiete wurden unternommen. In der Festschrift des Huchem-Stammelner Männergesangsvereins im Jahre 1928 wird berichtet, das der Jünglings- und Männerverein Cäcilia Niederzier u. a. auch am Festzug durch den Ort teilnahm. In den Folgejahren gab es Ausflüge noch Königswinter, Teilnahmen am Bundessängerfest in Birkesdorf, in Üdingen und Oberembt.

50jähriges Jubiläum des JuM-Vereins im Jahre 1931

Als erster absoluter Höhepunkt folgte am 11./12. Juli 1931 das 50. Gründungsfest in Verbindung mit dem 14. Bundesfest des Dürener Kreissängerbundes. Der Verein war inzwischen Mitglied des Deutschen und Rheinischen Sängerbundes und des Kreissängerbundes Düren geworden.

In den Folgejahren blieb der Verein weiterhin sehr aktiv. Im Jahre 1933 übernahm Peter Rütten das Amt des ersten Vorsitzenden. Sein Vorgänger Josef Nepomuk wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt. Der im Herbst 1939 beginnende 2. Weltkrieg blieb nicht ohne Folgen für den Verein. Die Vereinstätigkeit kam vollständig zum Erliegen, weil viele Sänger zum Wehrdienst einberufen wurden. Erst nachdem sich die Verhältnisse im stark zerstörten Niederzier wieder etwas normalisiert hatten, war es der Vorsitzende Peter Rütten, der im August 1947 einen Neubeginn wagte. Am Fronleichnamstag des Jahres 1948 trat der Verein erstmalig mit einem Frühlingskonzert an die Öffentlichkeit. Es folgten weitere Konzerte und Theater-Abende, und Besuche bei den Sängerfesten in Arnoldsweiler, Merken, Kirchberg, Krauthausen, Hambach, Oberzier und Pier. Trotz der Währungsreform konnte man u. a. auch 1.650 DM für die Beschaffung eines Kirchenfensters hinzusteuern. Chorleiter Wilhelm Nepomuk musste im Jahre 1950 aus gesundheitlichen Gründen sein Dirigentenamt niederlegen. Im folgten in kurzen Zeitabständen Peter von den Hagen, Wilhelm Pelzer, Josef Kaul, Albert Scheidtweiler und Matthias Milz, bevor im Jahre 1955 Josef Küpper, Organist und Chorleiter in Lich-Steinstraß, den Verein übernahm. Um dem merklichen Schwund des bis dahin reinen Männerchores zu begegnen, öffnete man den Chor auch für Frauen. Dieser gemischte Chor stellte sich am 21./22. Juli 1956 zum 75jährigen Bestehen erstmalig der Öffentlichkeit vor. Nachdem es auch Mitgliederprobleme im Kirchenchor gab, lag es nahe, eine Fusion beider Chöre ins Auge zu fassen. Am Dreikönigstag des Jahres 1963 trafen sich die Vorstände um über den Zusammenschluss zu beraten. Aufgrund der positiven Ergebnisse, gründete man auf einer gemeinsamen Versammlung am 15. Januar 1963 den neuen „Cäcilienchor Niederzier“. Bei dieser Namensgebung bot sich die Bezeichnung „Cäcilienchor“ zwingend an, da „Cäcilia“ sowohl im Namen des Kirchenchores wie auch beim Jünglings- und Männerverein“ verankert war. Ferner wurde festgelegt, dass der „Cäcilienchor“ die bisherigen Aufgaben des Kirchenchores, wie auch des Jünglings- und Männervereins übernehmen sollte.

Kirchenchor im Jahre 1931 beim 50jährigen Jubiläum

Die ersten schriftlichen Hinweise auf einen Kirchenchor in der Pfarre Niederzier gehen auf die Zeit zwischen 1819 und 1870 zurück. Der damalige Lehrer Arnold Nix hatte diesen gemischten Chor geschaffen. Er lehrte schon den Schülern das Singen nach Noten und während des Singens mussten alle Schüler auch taktieren. Daher war so mancher Schüler durchaus in der Lage, einmal einen fehlenden Dirigenten zu vertreten. Der damalige Pfarrer Franz Müller würdigte in einem Beitrag zur 50jährigen Geschichte des Kirchenchores die außerordentlich erfolgreiche Tätigkeit des Lehrers Nix. Um die Gesangs- und Chorarbeit besser und wirkungsvoller zu gestalten, wurde im Jahre 1835 für die Pfarrkirche eine alte Orgel aus der Pfarre Dremmen erworben und eingebaut. Daher kann mit Gewissheit davon ausgegangen werden, dass in Niederzier tatsächlich ein Kirchenchor mindestens schon 50 Jahre vor der Vereinsgründung des Jahres 1881 existierte.

Nachfolger von Arnold Nix wurde der Lehrer Arnold Hilgers, der später auch Dirigent des Kirchenchores wurde. Am 01. Oktober 1880 wurde Lehrer Josef Cremer nach Niederzier versetzt und übernahm die Organistenstelle. Bevor dies geschah, erfolgte allerdings eine Spaltung des Kirchenchores. Die meisten Sänger verließen die Orgelbühne und pflegten eher nur noch den weltlichen Gesang. Dies hatte – wie schon erwähnt – etwas mit den starken Wanderbewegungen der seinerzeit dann bestehenden drei Gesangsvereinen zu tun. Daher gründete Lehrer Josef Cremer im Folgejahr 1881 einen „Pfarr-Cäcilienverein zur Pflege des liturgischen Gesanges“.

Chorleiter Josef Cremer, Pfarrer Franz Müller  sowie Küster und Organist Andreas Dohr 1931

Einzelheiten über die ersten 50 Bestehensjahre des Kirchenchores liegen kaum vor. Erwähnenswert bleibt, dass im Jahre 1927 bei der Anschaffung der dritten Orgel eine neue Orgelbühne errichtet wurde, weil die größere Orgel und der zahlenmäßig stärkere Chor nicht mehr den erforderlichen Platz fand. Die feierliche Einweihung wurde am 04. Oktober 1931 mit dem 50jährigen Bestehen gefeiert. Dem Dirigenten Josef Cremer verlieh der damalige Papst Pius XI. in Anerkennung der Verdienste um den liturgischen Gesang am 18. September 1931 den Orden „Pro eclesia et pontifice“. In der Schulchronik berichtete man für den 04. Oktober 1931: „Eine Seltenheit ereignete sich in diesem Jahre in Niederzier. Zwei rege Gesangsvereine unseres Ortes feiern ihr 50jähriges Bestehen. Am 12. Juli der Jünglings- und Männergesangsverein und heute der Pfarrcäcilienchor. Nach dem Jubiläum übergab der langjährige Dirigent Josef Cremer sein Amt an Franz Ritzerfeld aus Eilendorf. Auch der langjährige Küster und Organist Andreas Dohr verabschiedete sich in den Ruhestand. Neben dem Pfarrer war Franz Ritzerfeld auch der erste hauptamtliche Kirchenangestelle und übernahm die Ämter des Küsters, Organisten und Chorleiters in Personalunion.

Der gemischte Kirchenchor im Jahre 1938

Sein erster Versuch, einen Knabenchor zu gründen, um Nachwuchs für den rein männlich besetzten Kirchenchor heranzubilden, hatte nach anfänglichem Zuspruch dann doch ein immer weiter nachlassendes Interesse. Dagegen hatten seine Bemühungen, einen gemischten Chor zu bilden, großen Erfolg. Mit zahlreichen Sängerinnen gelang die Umstellung ohne Schwierigkeiten. Im Jahre 1938 verließ Organist Franz Ritzerfeld Niederzier und übernahm eine Stelle in Aachen-Forst. Zum neuen Küster und Organisten wurde Gerhard von Hagen bestellt. Seine Tätigkeit fiel hauptsächlich in die Kriegs- und Nachkriegsjahre. Er selber und die meisten Sänger wurden bald zum Kriegsdienst eingezogen. Die verbliebenen Sängerinnen und Sänger nahmen zwar den Kirchgesang weiterhin wahr, die Möglichkeiten einer planmäßigen Chorarbeit war aber nur bedingt möglich. Nach Gerhard von Hagen, er verstarb 1952, wurde Organist Alfons Braun aus Kleingladbach berufen. Unter seiner Leitung übernahm der Kirchenchor bei mehreren großen Jubiläen die musikalische Umrahmung. So beim 50jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Franz Müller 1954, beim gleichen Jubiläum von Pater Schulz (Herz-Jesu-Priester im Andreashaus), beim 25jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Arnold Scheufens 1958 und bei der Primiz des letzten Niederzierer Neupriesters Josef Esser im Jahre 1960.

Auch bei weltlichen Festlichkeiten im Dorf war der Chor immer vertreten. In eigener geselliger Runde wurde ein Chorfest durchgeführt und ein gemeinsamer Ausflug zum Laacher See unternommen. Im Zeitalter der Massenmedien mit ihrem reichhaltigen Unterhaltungsstoff, konnte der Kirchenchor es auf Dauer nicht vermeiden, dass das Interesse am Chor immer mehr nachließ und die Zahl der Sängerinnen und Sänger stetig zurückging. Wie schon erwähnt, bot es sich in dieser schwierigen Lage an, mit dem Jünglings- und Männerverein einen Zusammenschluss beider Chöre vorzunehmen.

Der erste gemeinsame Vorstand des neu gegründeten „Cäcilienchores“ am 15. Januar 1963 setzte sich wie folgt zusammen:

Präsident: Pastor Pater Schoppmann Beisitzer: Helene Klein
Erster Vorsitzender: Peter Rütten Notenwart: Irmgard Kohnen
Schriftführer: Peter Komp Rosemarie Gaisbauer
Kassierer: Wilhelm Felder

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Cäcilienchor bei der Verabschiedung von Pfarrer Pater Friedrich Schoppmann im Jahre 1965

Der erfolgreiche Zusammenschluss zeigte sich an der Zahl der aktiven Sängerinnen und Sänger, die sehr bald auf über 50 stieg. Wie schon in den 50er Jahren, beteiligte sich der Chor sehr intensiv an der dörflichen Gemeinschaft. Ob bei Goldhochzeiten, besonderen Jubiläen, Veranstaltungen der Ortsvereine, Totenehrungen und anderen Anlässen, war der Chor immer vertreten. Erwähnenswert ist die Diamantene Hochzeit der Eheleute Zimmermann 1963, das Diamantene Priesterjubiläum von Pfarrer Franz Müller 1964 und das 25jährige Priesterjubiläum von Pfarrer Pater Johannes Möhring 1979. Die 350-Jahrfeier der St. Nikolaus Bruderschaft im Jahre 1971 gestaltete der Chor ebenfalls mit, wie mehrere andere Goldjubiläen Niederzierer Dorfvereine. Auch an den gemeindlichen Veranstaltungen am Volkstrauertag, seit 1974 am Freundschaftssingen in der Aula der Gesamtschule und am offenen Singen im Innenhof des Burggebäudes, hat sich der Chor immer mit einer starken Abordnung beteiligt. Zur weiteren Festigung der Chorfamilie bemühte sich der Vorstand 1966 erstmalig um die Aufnahme inaktiver Mitglieder aus dem Kreis der ehemaligen Sänger und der Gönner des Vereins. Im Jahre 1963 verließ Dirigent Alfons Braun nach elfjähriger Tätigkeit Niederzier. Die Chorleitung übernahm Edgar Artis. Zwei Jahre später wurde der Präses und Mitbegründer des Cäcilienchores, Pfarrer Pater Friedrich Schoppmann nach Heide berufen.

Peter Rütten leitete 42 Jahre den Cäcilienchor

Zu Ostern 1969 wartete der Cäcilienchor mit einer Veranstaltung ganz besonderer Art auf. Pater Rudolf Gartz SCJ (Herz-Jesu-Priester im Andreashaus) hatte in Zusammenarbeit mit dem Chor eine klassisch-lateinische Messe unter Verwendung eines modernen Instrumentariums zur Erstaufführung gebracht. Mitwirkende waren neben dem Cäcilienchor ein Kinderchor, das Orchester Albert Scheidweiler, die Solistin Vera Cernic und an der Orgel Edgar Artis.

Seine Verbundenheit mit befreundeten Vereinen und Chören brachte man durch zahlreiche Gegenbesuche zum Ausdruck. So 1964 das Sängerfest in Hasselsweiler, Freundschaftssingen in Rödingen und Oberzier im Jahre 1968, das 75jährige Jubiläum des Huchem-Stammelner Quartettsvereins 1973, das 100jährige Stiftungsfest des MGV Titz 1977 und die 120-Jahrfeier der „Eintracht“ Rödingen-Höllen im Jahre 1978.

Der Cäcilienchor beim 100jährigen Stiftungsfest im Jahre 1981

Am 01. Dezember 1970 verstarb der damalige Pfarrer Pater Josef Keim, der nur fünf Jahre seelsorgerisch tätig werden konnte. Am 27. Februar 1971 wurde Pater Johannes Möhring (Herz-Jesu-Priester im Andreashaus) als neuer Pfarrer in Niederzier eingeführt. Er übernahm auch die Präsidentschaft im Chor. Im Jahre 1975 verstarb Peter Rütten nach 42jähriger Tätigkeit als Vorsitzender. Im Jahre 1978 gab Edgar Artis sein Amt als Chorleiter nach 15jähriger Arbeit auf. Mit Josef Küpper, bis dahin Organist und Chorleiter in Steinstraß, fand der Chor einen neuen musikalischen Leiter. Am 01. Mai 1981 konnte schließlich der Cäcilienchor sein 100jähriges Stiftungsfest feiern.

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Der Vorstand des Cäcilienchores im Jahre 1981

Die weitere geschichtliche Entwicklung des Cäcilienchores bis heute ist noch in Bearbeitung und wird an dieser Stelle fortgesetzt!