Religiöses Buch des Monats

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Januar

 

.Brannte nicht unser Herz?

Marco Benini

Verlag Herder (2024)

144 Seiten

fest geb.

MedienNr.: 754241

ISBN 978-3-451-41043-7

18,00 € Preis ohne Gewähr

 

Der moderne Mensch tut sich oft schwer mit Traditionen, Riten und Symbolen, eine katholische Messfeier erscheint deshalb selbst manchen Katholiken inzwischen weit entfernt von ihrer eigenen Lebenswirklichkeit. Marco Benini, Professor für Liturgiewissenschaft Brannte nicht unser Herz?in Trier, möchte mit seinem Buch „Brannte nicht unser Herz?“ den Gottesdienstbesuchern Verständnishilfen anbieten, durch die sie wieder hineinfinden können in eine bewusstere und damit aktivere Teilnahme an der Eucharistiefeier. Benini vergleicht die Messe mit der Emmauserzählung des Evangelisten Lukas: In der Messe begegnen wir wie Kleopas und „der andere Jünger“ dem Herrn und im Brotbrechen gehen uns die Augen auf. Es geht deswegen darum, wie die Emmausjünger auf Jesu Wort zu hören (Wortgottesdienst), ihn einzuladen ‚Bleib bei uns!‘ und so „die rechte Haltung für die Eucharistiefeier“ einzunehmen, unser Leben einzubringen mit allem, was wir an Sorgen, Fürbitte und Dank in uns tragen. Ihn in der Kommunion zu empfangen und uns durch seinen Geist verwandeln zu lassen, von der Kommunion zur communio, der Gemeinschaft untereinander zu finden – uns einander zuzuwenden, wenn wir wie die Emmausjünger Jesus „nicht mehr sehen“, und mit brennendem Herzen in unseren Alltag zurückzukehren, von ihm gesendet, und voller Zuversicht auf die kommende Erlösung. Schritt für Schritt werden vor diesem Hintergrundverständnis die einzelnen Teile der Messfeier dargestellt und erklärt, ausgehend vom Beginn des Gottesdienstes – der Versammlung der Gemeinde. Der Bußakt mit Schuldbekenntnis, der heute vielen Menschen eher etwas suspekt ist, wird als eine Art „Faktencheck“ gedeutet, der den Menschen gerade nicht auf seine Schuld fixieren will, sondern Gottes barmherzige Vergebung zusagt. Nach dem Wortgottesdienst mit seinen verschiedenen Schriftlesungen wird das Hochgebet (in seinen vier Ausprägungen) bis in einzelne Formulierungen hinein erklärt und der Sinn ausgedeutet, auch im Rückgriff auf die Eucharistieerklärungen der Tradition in Antike und Mittelalter sowie in seinen Parallelen zum Vaterunser. Auch alle Riten und Gebete der sich anschließenden Kommunionfeier werden bis in jedes Detail ausgeleuchtet. Und nicht zuletzt auf die Sendung in die Welt verwiesen, mit der jede Messe endet, um das ganze Leben eucharistisch zu leben, dankbar für Gottes bleibende Gegenwart. Zu den hilfreichen theologischen Klärungen (Wer oder was bewirkt die Wandlung? Ab wann sind Brot und Wein zu Leib und Blut Christi geworden? Ist die Messe nun Mahl oder Opfer?) kommen auch interessante historische Einblicke, z.B. lernt man, dass gemäß der ältesten Beschreibung der Messe von Justin dem Märtyrer (um 150) die Messe damals der heutigen bereits verblüffend ähnlich war. Dazu gibt es auch einige praktische Anregungen zur Messgestaltung, etwa durch besondere Hervorhebung des Amens zum Abschluss des Hochgebets. Man erfährt, wie viele biblische Bezugnahmen in den Gottesdienst eingebaut sind, begreift den Aufbau der Messfeier in ihrem großen Zusammenhang und versteht viele Symbole und Gebete in einer wesentlich größeren Tiefe – und damit auch den vollen Sinn und die Bedeutung der Eucharistiefeier: die Vergegenwärtigung der österlichen Hingabe Christi und der pfingstlichen Geistsendung. Sie wird zum Vorbild und Modell des ganzen Lebens, das eucharistisch geprägt sein soll. Immer wieder wird gerade dieser Punkt betont, dass die Teilnahme an der Messfeier keine bloß private Frömmigkeitsform darstellt, sondern zur Zuwendung zu den anderen Menschen auffordert und dafür stärkt; und nicht zuletzt auch die Schöpfung als Gottes Gabe immer wieder in Erinnerung ruft. So wird man ermutigt und zugleich befähigt, Gottesdienste bewusster und mit größerer aktiver Teilnahme mitzufeiern – und dadurch gestärkt und verwandelt den Alltag in christlicher Weise zu gestalten.

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Als „Religiöses Buch des Monats“ benennen der Borromäusverein, Bonn, und der St. Michaelsbund, München, monatlich eine religiöse Literaturempfehlung, die inhaltlich-literarisch orientiert ist und auf den wachsenden Sinnhunger unserer Zeit antwortet.)