GdG Merzenich/Niederzier

von Biergans in Gemeinschaften

Bei den bistumsweiten Wahlen am 11. und 12.11.2017 stand natürlich die Gemeinschaft der Gemeinden Merzenich/Niederzier auch im Fokus des Interesses. In allen Merzenicher und in vier Niederzier Pfarreien wurden VertreterInnen in den GdG-Rat gewählt. Unser gewählter Vertreter ist Martin Kamitz.

Der neugewählte GdG-Rat hat sich am 29.11.2017 in Merzenich konstituiert. Martin Kamitz wurde zum neuen GdG-Vorsitzenden gewählt und mit Matthias Biergans ist ein zweiter Niederzierer für die kommenden 4 Jahre Mitglied im GdG-Rat. Leiter der GdG ist zudem unser Pfarrer, Andreas Galbierz.

Die GdG Merzenich/Niederzier besteht aus folgenden Pfarreien:

St. Antonius Hambach – St. Cäcilia Niederzier – St. Martin Oberzier – St. Josef Huchem-Stammeln – St. Thomas v. Canterbury Ellen – St. Lambertus Morschenich – St. Laurentius Merzenich – St. Gregorius Golzheim und St. Amandus Girbelsrath.

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Am 26. Oktober 2009 unterschrieben in der Ellener Kirche St. Thomas von Canterbury die Vertreter der Pfarrgemeinden den gemeinsamen GdG-Vertrag der Gemeinschaft der Gemeinden Merzenich/Niederzier. Damit wurden organisatorische Fakten für die Zukunft geschaffen.

Die Redakteurin der Aachener Kirchenzeitung Dorothée Schenk widmete der Gemeinschaft der Gemeinden Merzenich/Niederzier am 17.03.2013 einen durchaus kritischen Artikel, den Sie hier nachlesen können:

Gemeindekonstrukt am „Loch“

Die Gemeinschaft der Gemeinden Merzenich/Niederzier teilt sich in vier plus fünf Kirchtürme

Geprägt ist die Gemeinschaft der Gemeinden Merzenich/Niederzier vom „Leben am Rande des Lochs“. Darin sind sich alle Katholiken in diesem Konstrukt einig. Ansonsten trennt die fünf plus vier Gemeinden so einiges.

Auf dem schmalen Landstrich zwischen Tagebau Hambach und Tagebau Inden liegt die neun Gemeinden umfassende GdG Merzenich/Niederzier und durchmisst in der Länge rund 20 Kilometer. Die Braunkohlebagger fressen unaufhaltsam die umliegende Landschaft und Ortschaften auf. In direkter Nachbarschaft ist Morschenich das nächste Dorf, das nur noch Geschichte sein wird. Gleichzeitig ist RWEPower als Betreiber der Tagebaue Arbeitgeber vieler Menschen in dieser Region. So erklärt sich das ambivalente Verhältnis mit vielen zwiespältigen Gefühlen. Zweite Komponente ist die Zivilverwaltung: Morschenich, Girbelsrath und Golzheim wurden am 1. Juli 1969 nach Merzenich eingemeindet und Niederzier und Oberzier zu einer Gemeinde. 1972 folgte die Eingliederung von Hambach, Ellen und Huchem-Stammeln in die Gemeinde Niederzier.

Region ist nicht historisch zusammengewachsen

Schließlich sind kirchliche Gemeinden zusammengeführt worden, die zwar in der Verwaltung zusammengehörten, aber keine Gemeinschaft fühlten: Merzenich und seine umliegenden Dörfer Morschenich, Girbelsrath und Golzheim sowie Niederzier mit Huchem-Stammeln, Oberzier, Hambach und Ellen waren ursprünglich mit St. Antonius und Bonifatius zum Dekanat Düren-Ost zusammengefasst. Allerdings bildeten Niederzier, Oberzier und Hambach schon damals einen eigenen Arbeitskreis. Gewachsen sind die Tendenzen der Gläubigen, sich bis heute im Zweifelsfalle nicht in die Nachbargemeinde, sondern in Richtung Düren, Birkesdorf oder Jülich zu wenden. Zusätzliches Hemmnis ist der verkehrstechnische Schnitt durch die Gemeinden: Autobahn und Bahnlinie teilen die Kommunalgebiete „Merzenich“ und „Niederzier“. So ist es zu verstehen, dass es Kooperationen gibt, aber vor allem in den kleineren Verbünden. Ausdrücklich formulierten die Partner in der Gemeinschaft der Gemeinden den Wunsch an den Bischof, eine Gemeinschaft nach dem zwei Säulen-Modell zu bilden, also aus zwei Pfarreien – wie es bereits Praxis in Vettweiß/Nörvenich ist. Die Strukturen der Teilbereiche sind auch nicht gleichzusetzen: Einerseits die große Pfarrei St. Laurentius Merzenich mit drei flankierenden kleineren Pfarreien, die bereits seit 2000 unter Pfarrer Heinz Dieter Hamachers als Gemeinschaft der Gemeinden und 2005 Kirchengemeindeverband zusammengehören.

„Unsere fusionierte Pfarrei wird St. Laurentius heißen“, erteilt Pfarrer Hamachers einem alternativen „neuen“ Namen wie „St. Lukas“ in der Dürener Innenstadt oder in Jülich „Heilig Geist“ eine Absage. Auf der anderen Seite „Niederzier“. „Keine Gemeinde möchte von der anderen verschluckt werden“, bringt es Pfarrer Andreas Galbierz für diese fünf Gemeinden auf den Punkt: Sie zählen drei Pfarreien – Niederzier, Oberzier, Huchem-Stammeln –, die nahezu gleich viele Katholiken zählen plus zwei ebenfalls nahezu „gleichstarke“ Orte bezüglich der Zahl der Gläubigen, nämlich Ellen und Hambach, die bis heute lediglich kooperierten. Mit der Unterschrift unter die GdG-Vereinbarung aller neun Pfarren am 26. Oktober 2009 in der Ellener Kirche St. Thomas von Canterbury wurden organisatorische Fakten geschaffen.

Bis 2010 hatte Pfarrer Heinrich Müller, der im vergangenen September starb, die Seelsorge für Ellen und Huchem-Stammeln inne. Diese beiden Gemeinden übernahm Pfarrer Andreas Galbierz zusätzlich zu seinem Zuständigkeitsbereich Niederzier, Oberzier und Hambach. In seiner Arbeit unterstützt ihn Gemeindereferentin Modesta Gerhards. Subsidiar der GdG Merzenich/Niederzier ist Pfarrer Helmut Macherey, der seinen Wohnsitz in Ellen hat.

Ab 2017 mit anderthalb Priesterstellen?

Problematisch gestaltet sich die Seelsorge, würde Pfarrer Heinz Dieter Hamachers, der als GdG-Leiter fungiert, in etwa drei Jahren pensioniert. Ausdrücklich erklärt der Seelsorger aber sein Bestreben, das Priesteramt weiter auszufüllen. Ansonsten sind ab 2017 für die GdG Merzenich/Niederzier nach Aussage von Pfarrer Heinz Dieter Hamachers 1,5 Priesterstellen und 2,6 Gemeindereferentenstellen vorgesehen. Die personelle wie strukturelle Entwicklung in der Zukunft wird von den Gläubigen und den Klerikern mit Sorge gesehen. Natürlich gibt es Ansätze für gemeinsames Arbeiten – allerdings mehr strukturell als pastoral. Natürlich tauschen sich die Pastöre aus und, wo es Klärungsbedarf gibt, auch die Kirchenvorstände bezüglich finanzieller Belange. Ansonsten existiert das Kirchenleben nebeneinander in den vier plus fünf Gemeinden. Die vier „Merzenicher“ gehen getrennt von den fünf „Niederzierern“ jede auf „ihre“ Wallfahrt. Kooperationen der Pfarrgemeinderäte funktionieren auf dieselbe Art, wobei Merzenich mit seinen kleinen ländlichen Filialen zentralistischer ausgelegt ist. Die Niederzierer wählen zusätzlich zu den quartalsmäßigen Treffen den Weg eines gemeinsamen Wochenendes für die Pfarrgemeinderäte und Kirchenvorstände, um Ängste abzubauen und Vertrauen zu schaffen. Man brauche Geduld, ist der Niederzierer Pfarrgemeinderatsvorsitzende Martin Kamitz überzeugt. „Es gibt keine großen Veränderungen ohne Flurschäden“, formuliert er die Bedenken vieler Gläubigen der GdG Merzenich/Niederzier. Aber es gibt eben auch überraschend Erfreuliches für den „Gemeinschaftssinn“: Statt der üblichen 60, maximal 100 Teilnehmer waren am Sophienhof beim „fusionierten Fronleichnamszug“ fast 800 Gläubige.